Der verstandene Schmerz und die angebotene Lösung – eine Falle für viele Menschen.
Die Frage ist nämlich: wie kann es passieren, dass man in eine Sekte gerät, wenn man doch so eine behütete Kindheit hatte und aus gutem Hause kommt? Das Geheimnis liegt darin verborgen, dass es einen Schmerz gibt, der nicht aufgedeckt ist, den aber die Sekte anspricht und zugleich die Lösung anbietet.
Genauso arbeitet auch die Esoterik. Menschen fühlen sich verstanden und sind auf der Suche nach Weisheit, Trost und einem Sinn im Leben. Diese Kombination an scheinbarer Hilfe bietet eine Sekte, aber man muss auch das Opfer der Mitgliedschaft bringen und sich verpflichten, viel Geld bezahlen und sein ganzes Herz und Vertrauen da rein investieren.
Sogar Unternehmen sind teilweise wie Sekten strukturiert und aufgebaut. Es geht darum: wo sehen die Menschen ihre Befriedigung, ihren Trost und ihre Hoffnung? Viele Menschen sind sehr opferbereit, wenn es um ihren eigenen Schmerz geht, mit dem sie sich in einer Sekte oder bei einem Guru gesehen fühlen. Das ist aber die Falle und man muss lernen, über seinen Schmerz auch mit anderen zu sprechen, auch wenn es viel Überwindung kostet.
Am meisten steht dabei der eigene Stolz im Weg und das Bild, das man von sich selber gemacht oder gelernt hat. Diese Maske abzulegen ist glaube ich der springende Punkt. Die Heuchelei, dass alles in Ordnung wäre und dass man sich niemandem anvertrauen müsste, ist die Mauer, hinter der man sich unbemerkt immer tiefer in Sünde und Hoffnungslosigkeit verstrickt, bis die Wahrheit ans Tageslicht kommt.
