Die falsche Autorität der Lehrtradition

Bezahlung von Außenstehenden schwächt die Jüngerschaft

Gott kann andere Menschen nur so weit benutzen für sein Königreich, wie sie sich ihm zur Verfügung stellen. Wenn du in eine Gemeinde kommst, kann der Heilige Geist nur dort etwas tun, wo ihm der Raum gegeben wird. Fängst du aber selbst an, dich dem Heiligen Geist zur Verfügung zu stellen, um der Gemeinde zu dienen, wirst du plötzlich ein Feind.

Denn Gott hat mir seine Vollmacht gegeben, um euch aufzubauen, nicht um euch zu zerstören.

2.Korinther 13,10

In vielen Schulen und Ausbildungsstätten sehen wir, wie eine einseitige Ausrichtung auf bezahlte Lehrer die individuelle Förderung der Schüler schwächt. Statt jungen Menschen, die besondere Talente und Gaben haben, zu stärken, liegt der Fokus oft auf standardisierten Lehrplänen und Leistungskriterien. Ähnlich verhält es sich in christlichen Gemeinschaften.

Anstatt junge Leute, die Geistesgaben (nach 1. Korinther 12,5-11 und Römer 12,6-8) haben, in dem zu stärken, was Gott ihnen geschenkt hat, werden von außen Leute bezahlt, die eine theologische Ausbildung oder Bibelschule besucht haben. Diese Ausbildungssysteme konzentrieren sich hauptsächlich auf die Lehre der Wortverkündigung, während die Förderung der Geistesgaben und der fünffältige Dienst (1. Korinther 12,27-31, Epheser 2,20-22, Epheser 4,11-16) vernachlässigt wird.

So wie in einer Schule das Potenzial talentierter Schüler durch eine einseitige Ausrichtung auf bezahlte Lehrer eingeschränkt wird, so schwächt die Bezahlung von Außenstehenden die Jüngerschaft. Die individuelle Förderung und das Erkennen der Gaben, die Gott jedem Einzelnen geschenkt hat, sollten im Vordergrund stehen, um eine gesunde und starke geistliche Gemeinschaft aufzubauen.

Passivität durch Einseitigkeit

Sie alle sollen die Christen für ihren Dienst ausrüsten, damit die Gemeinde, der Leib von Christus, aufgebaut und vollendet wird.

Epheser 4,12

In der „Gemeinde“ wird ein Publikum geschaffen, das durch die einseitige Wortverkündigung in eine Passivität verfällt, bei der keiner mehr nach 1Kor 14,29 das Gesagte beurteilt. Es wird nicht mehr unterschieden zwischen Evangelisation und Weissagung. Anstatt abwechselnd zu weissagen, wird alles auf einen Pastor gesetzt und in einen Topf geworfen, sodass die Anweisung von Paulus, „so hat jeder etwas (…)“ in 1Kor 14,26 nicht mehr anwendbar ist.

Diese einseitige Lehrmethode, vergleichbar mit traditionellen Unterrichtsmethoden in Schulen und Universitäten, fördert eine passive Zuhörerschaft, die lediglich Informationen empfängt, ohne aktiv in den Lern- und Entwicklungsprozess eingebunden zu sein.

In vielen modernen pädagogischen Ansätzen jedoch, wie beim kooperativen Lernen, wird die Förderung der Talente und Stärken in der Gruppe bevorzugt. Kooperatives Lernen zeichnet sich durch eine aktive Beteiligung aller Lernenden aus, die kontinuierlich reflektieren, lernen und ihre individuellen Fähigkeiten und Stärken einbringen. Diese interaktive und kollaborative Methode führt zu einem tieferen Verständnis, größerer Kreativität und besseren Ergebnissen, da jeder Lernende aktiv zum gemeinsamen Ziel beiträgt.

Ebenso sollten christliche Gemeinden die individuellen Gaben und Stärken ihrer Mitglieder fördern, um eine dynamische und lebendige Gemeinschaft zu schaffen. Die Bibel beschreibt in 1Kor 12,5-11 die verschiedenen Geistesgaben, die jedem Einzelnen von Gott geschenkt wurden, und in Epheser 4,11-16 den fünffältigen Dienst, der die Gemeinde aufbauen soll.

Wenn Gemeinden sich nur auf einen Pastor und eine einseitige Lehre verlassen, riskieren sie, dass die Mitglieder passiv bleiben und ihre individuellen Gaben nicht entfalten können. Stattdessen sollte die Gemeinde ein Ort sein, an dem jeder ermutigt wird, seine Geistesgaben (Gnadengaben) einzusetzen und aktiv an der Gemeinschaft teilzunehmen. So wie Lernende in kooperativen Lernumgebungen durch Zusammenarbeit und Nutzung individueller Stärken bessere Ergebnisse erzielen, kann auch die Gemeinde durch die Förderung und Einbindung aller Mitglieder wachsen und gedeihen.

Mitgliedschaft die zur Spaltung führt

Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt.

1.Korinther 12,13

Des weiteren wird bei Gemeinden, die eine sogenannte „Mitgliedschaft“ pflegen, eine Spaltung geschaffen im Leib Christi zu den „Besuchern“, was die Trennlinie zwischen „Publikum“ und „Performance“ noch verstärkt. So kommt eine unsichtbare Spaltung des ganzen Leibes zustande, in der Besucher nicht mehr zu Jesus geführt, sondern zu Anwärtern des wirtschaftlichen Betriebes einer Körperschaft gemacht werden.

Die Kirche sagt, sie wäre bibeltreu, aber in Wahrheit ist sie der Bibel untreu. Brüdergemeinden und Landeskirchen wählen für sich das System vom „Einmann-Gottesdienst“, ohne den Geistesgaben Raum zu geben und damit zu dienen. Der fünffältige Dienst funktioniert nur, wenn man die Geistesgaben voll einsetzt und entwickelt, anstatt bezahlte „professionelle“ von außen einzuschleusen.

Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ein Glied.

1.Korinther 12,27

Mitgliedschaft in einer Gemeinde, definiert durch die Zahlung von Kirchensteuer oder den traditionellen Zehnten, schafft ebenfalls einen geschlossenen Rahmen, der nach außen hin nicht sichtbar ist. Während Mitglieder, die regelmäßig Kirchensteuer zahlen oder den Zehnten geben, besondere Privilegien und Zugang zu bestimmten Ressourcen oder Veranstaltungen haben, entsteht dadurch eine unsichtbare Spaltung zwischen Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern.

Ein Beispiel aus der realen Welt, das diese Dynamik verdeutlicht, ist die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft. Mitglieder einer Gewerkschaft haben Zugang zu besonderen Leistungen, wie rechtlichem Beistand, Tarifverhandlungen und speziellen Schulungen. Diese Privilegien stehen Nicht-Mitgliedern nicht zur Verfügung, was eine klare Trennung zwischen Gewerkschaftsmitgliedern und Nicht-Mitgliedern schafft.

Genauso verhält es sich in einer Gemeinde, in der die Mitgliedschaft durch finanzielle Beiträge definiert wird. Mitglieder, die regelmäßig Kirchensteuer zahlen oder den Zehnten geben, haben oft Zugang zu besonderen Veranstaltungen, Ressourcen und Netzwerken innerhalb der Gemeinde. Nicht-Mitglieder hingegen bleiben außen vor und haben nicht die gleichen Möglichkeiten zur Teilhabe. Diese finanzielle Grundlage der Mitgliedschaft kann eine unsichtbare Spaltung innerhalb der Gemeinde schaffen und die Gemeinschaft spalten, anstatt sie zu vereinen.

Vernachlässige die geistliche Gabe nicht, die du durch prophetische Reden empfangen hast, als die Ältesten der Gemeinde dir die Hände auflegten.

1.Timotheus 4,14

Stattdessen sollte die Gemeinde ein Ort sein, an dem jeder, unabhängig von finanziellen Beiträgen, seine Geistesgaben (Gnadengaben) einbringen und aktiv an der Gemeinschaft teilhaben kann. So wie in einer Gewerkschaft die Mitgliedschaft Distanz zu Nicht-Mitgliedern schafft, kann auch die finanzielle Definition von Mitgliedschaft in einer Gemeinde eine ähnliche Distanz erzeugen. Es ist wichtig, dass die Gemeinde die individuellen Gaben und Stärken ihrer Mitglieder fördert und einen inklusiven Raum schafft, in dem jeder ermutigt wird, aktiv teilzunehmen und zum Aufbau des Leibes Christi beizutragen.

Das System der Bildungseliten

Dieses traditionelle Format ist meiner Ansicht nach angelehnt an hellenistische Philosophie und die heidnische Kultur des Götzendienstes, in der es bestimmte „Schulen“ der wissenschaftlichen Lehre gab, um eine Bildungselite für die Herrschenden hervorzubringen. So werden junge Gläubige verführt, sich einer letztendlich bloß weltlichen Autorität zu unterstellen, die stets auf die Ausbildungsstätten der griechischen Lehrtradition hinweist. Die Lehre des Heiligen Geistes (1.Johannes 2,27) wird somit völlig begraben.

Deshalb braucht ihr keine anderen Lehrer, der Heilige Geist selbst ist in allen Fragen euer Lehrer.

1.Johannes 2,27

Ein bekanntes Beispiel aus der Welt, das zeigt, wie blinder Gehorsam gegenüber Autoritäten zu irreversiblen Schäden führen kann, ist der Rat von Ärzten, die bestimmte Medikamente oder körperliche Eingriffe empfehlen, obwohl es alternative Wege gibt. Diese Medikamente oder komplizierten Operationen können den Körper oder die Psyche schädigen. Eine Operation kann auch schiefgehen und nicht das gewünschte Ergebnis bringen. Diese Schäden sind oft irreversibel.

Diese Beispiele verdeutlichen, wie Gehorsam gegenüber weltlichen Autoritäten, die auf traditionellen Ausbildungsstätten und Lehrtraditionen basieren, zu schädlichem und blindem Handeln führen kann. Stattdessen sollten Gläubige sich der Lehre des Heiligen Geistes anvertrauen, der in allen Fragen der Lehrer ist (1. Johannes 2,27).

Der Betrug Bileams und Geschäfte mit Gottes Wort

Wer kann mir das Gegenteil beweisen, wenn es nicht der Betrug des Bileam ist (Judas 1,11), den das System der bezahlten Prediger und Pastoren hervorbringt? Paulus spricht es auch im Korintherbrief an: „Nun, wir machen jedenfalls mit Gottes Botschaft keine Geschäfte wie so manche andere.“ (2.Korinther 2,17)

Es geht mir um die Betonung auf die Bezahlung und dass diese Leistung an Außenstehende besser in denen angelegt wäre, die Gott wirklich beruft, mit ihren Gaben der Gemeinde zu dienen.

Hat jemand prophetische Rede, so übe er sie dem Glauben gemäß.

Römer 12,6

Wir haben so eine starke Konsumgewohnheit, unsere Handwerker, das Internet und den Theaterbesuch zu bezahlen und dann bedient und unterhalten zu werden. Das macht die Versuchung aus, ein Gleiches mit einem Lehrer zu tun, der eine teure Ausbildung genossen hat und den niemand prüfen oder beurteilen darf. Es ist eine ungesunde Verschiebung der Autorität von dem Haupt der Gemeinde, der Jesus Christus ist (Kolosser 1,18), auf eine Autorität, die nach weltlichen Maßstäben anerkannt wird.

Ein anschauliches Beispiel aus der realen Welt, das zeigt, wie die Bezahlung von sogenannten Professionellen zu einer Konsumgewohnheit werden kann, ist die Szene der selbständigen Coachings und Gurus im Bereich der Esoterik. Diese „professionellen“ Berater versprechen oft außergewöhnlichen Erfolg und spirituelle Erleuchtung, verlangen jedoch horrende Summen für ihre Dienstleistungen. Viele Menschen fallen diesem Betrug zum Opfer, weil sie sich auf den scheinbar professionellen Rat verlassen, der ihnen schnelle Lösungen und Erfolg verspricht. Doch diese Methoden können erhebliche Schäden verursachen, sowohl finanziell als auch emotional, und führen oft nicht zu den versprochenen Ergebnissen.

Dennoch spricht sich Paulus an anderer Stelle klar für die Lehre aus:

Die Ältesten, die gut vorstehen, sollen doppelter Ehre wertgeachtet werden, besonders die, welche im Wort und in der Lehre arbeiten.

1.Timotheus 5,17

Die Predigt als Marketinginstrument der Selbstbereicherung

In Deutschland ist das „Predigen“ leider die einzige „Geistesgabe“, die im Fokus steht, ohne klar zwischen Verkündigung und Lehre zu unterscheiden.

Man könnte im Falle des Missbrauchs dennoch die Predigt leicht als ein Marketinginstrument der Selbstbereicherung betrachten. Die Verkündigung ist wie eine Werbekampagne, bei der das Evangelium jedem gepredigt wird, auch denen, die es nicht hören wollen. Im Gegensatz dazu kann die Lehre nur diejenigen erreichen, die bereit sind zuzuhören und somit das „Produkt“ annehmen möchten.

Paulus erkannte die Notwendigkeit verschiedener Rollen innerhalb der Gemeinde, darunter Evangelisten, Lehrer, Hirten, Propheten und Apostel (Epheser 4,11). Doch in Deutschland gibt es diese Ordnung kaum, und es ist bedauerlich, dass nur wenige Gemeinden sich für diese vielfältigen Geistesgaben interessieren und nach ihnen streben (1. Korinther 12,31 und 14,1).

Gott offenbart uns seine wahre Gemeinde

Denn wahrlich, meine Reden sind keine Lügen; vor dir steht ein Mann mit vollkommener Erkenntnis.

Hiob 36,4

Gott offenbart uns seine wahre Gemeinde und durch diese Offenbarung wird das System der Manipulation und Vetternwirtschaft, das der Feind aufrechterhalten möchte, angegriffen. Erkenntnis gleicht einem Schwert, das die Lügen dieser Welt niedersticht. Unser Platz ist dort, wo Gott uns hingestellt hat, und die Gemeinde sind die Menschen, mit denen wir täglich in Kontakt stehen. Wir brauchen keine menschliche Institution, die den „Zehnten“ ihrer Mitglieder in den Trichter der Selbstbereicherung schüttet.

Als Jesus starb, zerriss der Vorhang im Tempel Gottes von oben bis unten (Markus 15,38). Das bedeutet, wir haben durch den Glauben an seinen Tod den Zugang zum Allerheiligsten, zur Gegenwart Gottes in unserem Leben.

Jesus hat Tote auferweckt und ist selbst gestorben. Das war auch der Spott der Juden und Römer: „rette dich selbst!“. So ist auch der Spott derer, die den Heiligen Geist in einen Käfig der Vergangenheit sperren. Der Judasbrief sagt, dass „am Ende der Zeit Spötter sein werden, (…). Diese sind es, die Trennungen verursachen“. (Judas 1,18-19) Genau das verursachen sie auch: Trennung. Wir sollten aber auch in der Kraft der Wiederauferstehung leben.

Wenn wir die Aussage von Paulus ernst nehmen wollen „Der Geist Gottes, der Jesus von den Toten auferweckt hat, lebt in euch“, (Römer 8,11) dann müssen wir auch anerkennen, dass derselbe Geist (1.Korinther 12,4) die Gaben von Wundern und Heilung austeilt, wie er will nicht wie wir wollen, genauso wie er auch die Gabe der Lehre und Ermutigung gibt.

Die aber bestimmte Gaben des Heiligen Geistes ablehnen, teilen den Geist in „alter Geist“ und „neuer Geist“ und lehren damit ein anderes Evangelium!

Paulus erklärt, dass die „Zungen“ (unbekannte Sprachen) nicht hauptsächlich ein Zeichen für die Gläubigen sind. Obwohl Zungenreden bei der Bekehrung des Kornelius und der Heiden ihren Glauben bestätigte, ist es hauptsächlich eine Verurteilung für diejenigen, die wie Israel zur Zeit Jesajas, das Zeichen und die Botschaft ablehnen.

In 1. Korinther 14,21 wird gesagt: „Und doch werden sie mich nicht hören.“ Das bedeutet, dass Zeichen oft ein verurteilendes Zeichen sind (siehe Hesekiel 4,3-4 und Matthäus 12,39-42). Da sie nicht verstehen wollen, sollen sie nicht verstehen.

Prophetie ist nicht für diejenigen, die nicht glauben, sondern für die, die glauben. Das bedeutet, dass Prophetie nicht bei denen wirkt, die radikal und starrsinnig sind wie Israel (Jesaja 28,11-12), die Ungläubigen, sondern bei denen, die empfänglich oder tatsächlich gläubig sind. Sie macht aus denen, die nicht absichtlich ungläubig sind, Gläubige (1. Korinther 14,24-25 und Römer 10,17) und nährt geistlich die, die bereits glauben.

Angelehnt an den Bibelkommentar von Jamieson-Fausset-Brown, ins Deutsche übersetzt.
(In Bezug auf 1.Korinther 14,22)

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